Coffee to Stay – Bernburg

Beim „coffee to stay“ handelt es sich um eine Freiwilligeninitiative, die hilft, die Integration von BürgerInnen, die neu nach Bernburg ziehen – insbesondere solche, die aus anderen Staaten kommen – zu verbessern.

Im wesentlichen wird seitens der Organisatoren ein großer, ansprechender Ladenraum in gut erreichbarer, innerstädtischer Lage von Bernburg vorgehalten, der täglich zu festen und verbindlichen Öffnungszeiten von jeder Person aufgesucht werden kann. Der Raum ist sowohl mit bequemen, gemütlichen Sitzmöbeln als auch Tischen und Stühlen, um aufrecht zu sitzen, ausgestattet. Es werden regelmäßig freies W-LAN und Getränke angeboten. Computerarbeitsplätze werden ebenfalls vorgehalten.

Der Raum in der Wilhelmstraße dient damit als Ort der Begegnung zwischen Jung und Alt, Alt-Bernburgern und Neubürgern. Die inhaltlichen Angebote der Initiative richten sich dabei insbesondere an Geflüchtete. Es werden unter anderem Hilfestellungen bei Schwierigkeiten mit Formularen, die im Umgang mit deutschen Behörden ausgefüllt werden müssen, angeboten. Multikulturelle Angebote, politische Diskussionen und Möglichkeiten zum Üben der deutschen Sprache sind fester Bestandteil im Rahmen der täglichen Öffnungszeiten des coffee to stay.

Innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Gründung erfreute sich die Initiative hoher und fortgesetzter Inanspruchnahme insbesondere durch Menschen, bei denen sonst oft das Risiko besteht, dass sie sich aus dem öffentlichen Raum eher fernhalten.

In Bernburg ist das Angebot des coffee to stay insofern einzigartig, da Niederschwelligkeit im Sinne spontaner und auch unverbindlicher Zugänglichkeit mit Professionalität in Form von sachkundiger Beratungstätigkeit kombiniert werden. Damit wird insbesondere Menschen, die durch ihren ungesicherten Status nach Migration und Flucht und die damit einhergehenden Erfahrungen von Unsicherheit und Ambivalenz zu Rückzug, Vermeidung und Misstrauen neigen, die Möglichkeit der Partizipation am öffentlichen Leben eingeräumt. Der Initiative ist es aber auch gelungen, die einheimische Bevölkerung für diese Personengruppe zu sensibilisieren, so dass es nicht nur punktuell, sondern regelmäßig zu authentischen Begegnungen kommt.

Der hiermit von mir als Privatperson eingebrachte Vorschlag wurde mit der Fraktion SPD / Grüne des Kreistages Salzlandkreis im Rahmen einer Fraktionssitzung am 28.9.2020 konsentiert und wird von der Fraktion mit getragen. Unserer Ansicht nach hat die Initiative einen Friedensengel verdient, weil sie einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet hat, dass Geflüchteten mit Respekt und Willkommenskultur begegnet wird, diese im öffentlichen Raum  sichtbar werden und in den Dialog mit den Einheimischen kommen können. Das friedliche Miteinander in einer Stadt, in der es gegenüber Fremden oft Vorbehalte bis hin zu Ablehnung gibt, wird durch das fortgesetzte Engagement der Menschen, die im coffee to stay ehrenamtlich und freiwillig tätig sind, nachhaltig, fortgesetzt und dauerhaft gefördert. Durch den Preis würde die Initiative einerseits für das bisher Erreichte gewürdigt. Andererseits würde die damit einhergehende öffentliche Aufmerksamkeit dazu beitragen, dass die Impulse des coffee to stay noch mehr Menschen erreichen. Deshalb scheint uns die Preisverleihung hier besonders nachhaltig.