Preisträger 2023

Preisträger*innen 2023

„Der Unbekannte Friedensengel 2023“

Rabia Lore Ekim

Auszug aus der Laudatio auf die Preisträgerin

Marc Rath,
Chefredakteur der Mitteldeutschen Zeitung und der Volksstimme,
stellvertretender Vereinsvorsitzender von „Wir Helfen e.V.“

Foto: Philipp Schulze

Wenn es Zäune aufzustellen gilt, sobald die Krötenwanderungen beginnen, in der Theater AG ihrer Schule ein neues Stück geprobt wird oder wenn in der Adventszeit das Packen für die Aktion Weihnachten im Schuhkarton ansteht. Ob Besuche bei Familien mit Kindern, bei denen ein Elternteil schwer erkrankt ist oder Stolperstein- und Stadtführungen zu den Spuren der NS-Geschichte –
Rabia Lore Ekim ist zur Stelle, wo sie nur kann.

Dabei hat die 16-Jährige einen ganz anderen „Hauptjob“: Als Schülerin der 10. Klasse am „Stephaneum“ in ihrer Heimatstadt Aschersleben bereitet sie sich gerade auf die Oberstufe vor. „Meine Tage sind schon ganz schön vollgepackt“, räumt sie ein. „Aber solange ich Freude daran habe“, mache ihr das nichts aus.

„Stark sein für die Schwachen“ ist dabei ihr innerer Antrieb. Bei Beleidigungen oder Diskriminierungen mischt sie sich ein. Das tue ihr „im Herzen weh“, denn es gebe keinen Grund, wegen einer anderen Religion oder Sprache abgelehnt zu werden.

Seit 2022 ist Rabia Lore Ekim auch Botschafterin des Anne-Frank-Zentrums, das mit dieser Initiative Engagement gegen Antisemitismus, Antiziganismus oder Homophobie in Geschichte und Gegenwart unterstützt. Mit ihren Freundinnen Alina Hinz und Annika Günther entwickelte sie eine selbstgestaltete Stadtführung zur jüdischen Geschichte in Aschersleben. Regelmäßig zeigen sie Schulklassen und Jugendgruppen diese Spuren in der Stadt.

Für sie steht bei ihrem Engagement im Mittelpunkt, wie man Diskriminierung verhindern kann, damit durch Ausgrenzungen nicht neue dunkle Kapitel in der Menschheitsgeschichte geschrieben werden. Daher geht Rabia Lore hier den nächsten Schritt: Als Anne-Frank-Buddy will sie anderen Gruppen helfen, eigene Projekte in diesem Sinne zu verwirklichen.

Anne Frank, die im Alter von 16 Jahren nicht mehr weiterleben durfte, dürfte in Rabia Lore Ekim eine Schwester im Geiste sehen: „Menschliche Größe besteht nicht in Reichtum oder Macht, sondern in Charakter und Güte. Menschen sind einfach Menschen und alle haben Fehler und Mängel, aber wir sind alle mit einer grundlegenden Freundlichkeit geboren“, heißt es in ihrem millionenfach verbreiteten Tagebuch.

Bei Rabia Lore Ekim wächst aus dieser Freundlichkeit ein beeindruckender Tatendrang. „Es gibt noch so viel, wo man etwas ändern könnte“, sagte sie mir. Als Schauspielerin und Regisseurin möchte sie später einmal wirken. Sie schafft schon jetzt die Bühne für eine bessere Welt – und ist inzwischen ein gar nicht mehr so unbekannter Friedensengel.

„Die Beispielhafte Initiative 2023“

refugium e.V.

Auszug aus der Laudatio auf den Preisträger

Dr. Winfried Bettecken,
Programmchef MDR-Sachsen-Anhalt

Foto: MDR Gaby Conrad

Geborgen sein, das wünscht sich jeder. Mehr noch: Geborgenheit ist ein Grundbedürfnis des Menschseins. Jeder ist existenziell angewiesen auf Geborgenheit.

Die Kraftfelder für diese Geborgenheit sind Heimat, Freunde, Familie und vor allem die Eltern, die uns umhegen, uns auf und in den Arm nehmen, vom ersten Tag unserer Existenz an. Was aber, wenn diese Zufluchtsorte nicht existieren, wenn man diese Kraftfelder verlassen muss, wegen Gewalt, Krieg, aufgrund von Flucht oder Vertreibung?

Unser Land Sachsen-Anhalt kann sich glücklich schätzen, einen sicheren, einen besonderen Zufluchtsort zu bieten, vor allem für Kinder und Jugendliche, die unbegleitet – also ganz ohne Eltern – zu uns kommen, aus den Kriegsgebieten Afghanistan, Syrien oder aus der Ukraine. Allein Sachsen-Anhalt hat seit 2019 bis heute mehr als 1.000 unbegleitete Minderjährige aus Kriegsgebieten der Welt aufgenommen.

Dieser Zufluchtsort hier im Land hat einen Namen – refugium e.V. Das ist Latein und meint einen sicheren Ort der Geborgenheit. Dieser Verein kümmert sich seit mehr als 25 Jahren um junge Seelen, die unbegleitet, deformiert durch Krieg, bedrängt durch Flucht, durch Kulturschock, oft ohne Schulbildung hier ankommen – mutter-seelen-allein. Für sie stellt refugium einen Vormund bereit. Fachlich versiert begleitet der Vormund die Entwurzelten, er motiviert für die Zukunft, gibt Fürsorge, Geborgenheit, Halt und Orientierung. Der Vormund ist Lotse durch alle Behörden, macht fit für ein mündiges Leben. Der Erfolg von refugium e.V. in Zahlen: ein Vormund begleitet etwa 50-60 Kinder und Jugendliche, und insgesamt verzeichnet Refugium bisher mehr als 650 Vormundschaften für Jugendliche aus 56 Ländern. Das zeugt von einer Kraftanstrengung mit großer gesellschaftlicher Wirkung: Denn refugium trägt dazu bei, dass ein ganzes Land – Sachsen-Anhalt – die Herausforderung mit unbegleiteten Flüchtlingen bisher gut bewältigt hat.

Ein Vormund bei refugium ist oft der einzige Mensch, der für diese Kinder und Jugendlichen einfach da ist, Zuversicht gibt. Dieser Anker im Nichts ist in den Augen der jungen Unbegleiteten dann oft „wie mein Vater, wie meine Mutter!“ Oder „Danke, dass Du da warst, als ich Hilfe brauchte!“ Jussuf etwa aus Somalia kam mit 16 Jahren allein über das Mittelmeer; er erlebte Not und Tod; heute ist er 22 Jahre alt und Informatiker, er sagt nach Jahren dank dieser Geborgenheit von refugium:
„Als die Schule meinte, dass ich den Abschluss nicht schaffe, glaubte mein Vormund an mich. Das gab mir Halt. Ich wollte es schaffen und das habe ich auch.“

Mittlerweile arbeiten refugium e.V. und Caritas in Sachsen-Anhalt unter einem Dach. Hinter dem Erfolg steht immer ein Mensch, hier ein Friedensengel, der beflügelt:

Monika Schwenke heißt der Friedensengel. Sie steht für refugium. Ihre Haltung: als Christin handeln, heißt immer: humanitär handeln, den Schutzlosen Geborgenheit geben, eben ein Refugium. Was refugium an Integrationsarbeit leistet, geht jeden an. Nach wie vor leitet Monika Schwenke refugium e.V. im Ehrenamt, das keinen Feierabend kennt. Damit steht sie für alle, die sich dem refugium verschrieben haben. DANKE für dieses neue Wort für Geborgenheit, nach der sich jeder sehnt. Die Auszeichnung mit dem Friedensengel für die beispielhafte Initiative geht an refugium e.V.

Herzlichen Glückwunsch!

„Der Prominente Friedensengel 2023“

Paul Maar

Auszug aus der Laudatio auf den Preisträger

Freddy Holzapfel,
Radio- und Fernsehmoderatorin,
radio SAW

Mit dem prominenten Friedensengel werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ausgezeichnet, die sich nachhaltig und mutig für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Unser diesjähriger Preisträger schreibt seit über 50 Jahren Kinder- und Jugendliteratur, die auf der ganzen Welt gelesen wird. Paul Maars Werke sind Literaturgeschichte! Sie werden so lange gelesen, solange überhaupt gelesen wird, dessen sind wir uns sicher!

Sein einzigartiger Stil und seine frischen Ideen, der bisher über 60 Bücher und mehr als 20 Theaterstücken zeigen, dass er ein Künstler von außergewöhnlicher Kreativität und Talent ist, ob als Übersetzer, Maler, Illustrator, Darsteller, Schriftsteller, Bühnen- oder Drehbuchautor.

Als Kind hat Paul Maar sich eigentlich vorgenommen, alle 7 Jahre den Beruf zu wechseln. Zum Glück ist er hier mal nicht konsequent gewesen. … und das ist, um es mit Sams-Worten zu sagen, Wunschpunkt-wunderbar!