Frau Sabine Elstermann ist Trainerin des Köthener Specialhockeyteam, sprich Hockey für geistig behinderte Menschen. Die Idee, geistig behinderte Menschen für den Hockeysport zu begeistern und in den Cöthener Hockey Club 02 zu integrieren, verfolgte Sabine Elstermann schon länger. Ihr eigener Sohn wurde mit dem Down Syndrom geboren und ist mittlerweile 31 Jahre. Nach seiner Geburt und der Diagnosestellung, so beschreibt sie selbst, „bin ich damals in ein tiefes Loch gefallen. Heute sage ich, mein Sohn ist das größte, schönste und wertvollste Geschenk in meinem Leben!“.
Da Sabine selbst Hockey spielt und für ihren Sport lebt, nahm auch Sohn Martin von frühesten Kindesbeinen an, an allen sportlichen Aktivitäten und Highlights rund um den Hockeysport teil. Vor 16 Jahren fing er dann selbst an, Hockey zu spielen. Er ist Torhüter und beteiligt sich am Training verschiedener Mannschaften des Cöthener Hockey Vereins. Nur eine eigene Mannschaft hatte er nicht.
Vor ca. 2 Jahren dann die Idee: Auf der Internetseite des Deutschen Hockeybundes wurde Frau Elstermann auf eine Veröffentlichung zum Specialhockey (Hockey für geistig behinderte Menschen) aufmerksam. Im April 2018 nahm sie dann an einem speziell ausgerichteten Trainerlehrgang für Specialhockey in Köln teil. Zeitgleich fand dort ein Trainingslager der Nationalmannschaft der Specialhockeyer statt. Fasziniert konnte sie erleben, wie begeistert diese Spieler/ Spielerinnen vom Hockey sind. Zu Hause wieder angekommen, war das Ziel nun klar. In Kürze wird es in Köthen ein Specialhockeyteam, das 1. in den neuen Bundesländern, geben. Die Spielrinnen und Spieler konnte sie in einer Werkstatt für behinderte Menschen werben, in der auch Martin arbeitete. Im Juni 2018 war dann der Start für das Specialhockey-Team beim Cöthener Hockeyclub. Die Mannschaft besteht mittlerweile aus 14 Spielern/ Spielerinnen im Alter von 16 bis 39 Jahren.
Trainiert wird mind. 1x wöchentlich. Erklärtes Zeil von Sabine ist es, nun auch weiterhin dauerhaft ein Specialhockeyteam in Köthen zu etablieren. Die Mannschaft soll am gesamten Vereinsleben, an Turnieren und an Hockeycamps teilnehmen können. Sie will nicht nur von Inklusion reden, sondern durch gelebte Inklusion Hindernisse im Kopf und im Herzen abbauen. Die Mannschaft soll erleben, wie toll es ist, zur großen Hockeyfamilie zu gehören. Ein Handicap spielt dabei keine Rolle! So werden auch Mixmannschaften gegründet. Die Damenmannschaft des Cöthener Hockeyclub trainiert zum Beispiel mit den Specials zusammen. Es ist wichtig die Mannschaft nicht zu separieren, sondern auch mit nicht behinderten Menschen zusammen zu bringen.
Eine Einladung zu den Deutschen Meisterschaften im Specialhockey im Juli 2018 und 2019, der 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften im Para – Hockey sowie die Nominierung eines Spielers in die Special – Hockey – Nationalmannschaft im Juli 2019 zählen zu den Highlights der Mannschaft.
Doch nicht nur auf dem Feld sind sie ein Team auch privat entstand eine „kleine Familie“, die gemeinsam Aktivitäten plant. Tagesausflüge, Kinoabende, Minigolf, gemeinsames Grillen und Basteln zählen zu den Freizeitaktivitäten der Gruppe. Als nächstes geht es zum Töpfern. Diese „kleine Familie“ ist für viele aus dem Team, die einzige Familie. Der Großteil der Spieler lebt in verschiedenen Einrichtungen wie betreutes Wohnen, Heimeinrichtungen oder bei Pflegefamilien. Für diese jungen Menschen ist es eben nicht nur der wöchentliche Gang zum Sport, sondern es ist etwas Besonderes, eine Herzensangelegenheit.
Frau Elstermann engagiert sich ehrenamtlich und unentgeltlich und investiert jede freie Minute und jeden Cent für das Team. Diese Arbeit macht Mut, sich sozial zu engagieren, Inklusion zu leben und Benachteiligung und Rassismus keinem Raum zu geben. Diese Art von Projekt ist im „Osten“ einzigartig und birgt immer wieder neue Herausforderungen. Frau Elstermann kämpft dabei unermüdlich um Spenden, um das Projekt aufrecht zu erhalten. Derzeit müssen Hallenschläger für Jugendliche ran, um auch im Winter spielen zu können. Aber auch mit wenig finanziellen Mitteln und vielen Stolpersteinen und anfänglich wenig Unterstützung ließ sich Frau Elstermann nicht entmutigen, sondern hat auch weiterhin ihr Ziel im Auge. Das Specialhockeyteam ist etwas Besonderes und soll auch weiterhin etwas Besonderes bleiben.